Wie du dir schon denken kannst, ist das eine komplexe Frage, die niemals pauschal beantwortet werden kann. Jede Stillende darf und soll das selbst für sich beantworten.Zu diesem Thema möchte ich dir von meiner persönlichen Stillgeschichte erzählen. Ich habe zwei Kinder bekommen und damit auch zwei Stillgeschichten zu erzählen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Ich habe ein Kind vier Monate und das zweite vier Jahre gestillt.
Bei meiner ersten Tochter M konnte ich nur vier Monate stillen aufgrund eines Krankenhausaufenthalts und den damit verbundenen Medikamenten. (Hast du auch einen Krankenhausaufenthalt geplant? Ich helfe dir gerne dabei, herauszufinden, ob ein Abstillen nötig ist. Denn oft ist es nicht nötig.)
Schon bei M war ich fasziniert vom Stillen, von der Komplexität und den Herausforderungen. Nachts, wenn ich wach lag, las ich alles, was ich über das Stillen finden konnte. Im Geburtsvorbereitungskurs war das Thema nur kurz angesprochen worden und ich wusste nicht, wohin ich mich mit meinen ganzen Fragen wenden könnte. Auf Nachfrage hieß es, sich auf das Stillen vorzubereiten, sei nicht nötig. Da war ich mir aber nach der Geburt meiner Tochter gar nicht mehr so sicher.
Schlussendlich endete unsere Stillbeziehung jedoch jäh nach 4 Monaten. Ich weiß nun, wie es ist, von einem auf den anderen Tag abstillen zu müssen.
Vier Jahre später gebar ich meine Tochter O. Ich dachte: „Neue Stillbeziehung, neues Glück.“ Und genauso war es.
Wir hatten einen etwas wackeligen Start. Sie kam 3 Wochen zu früh und mit Anpassungsstörungen auf die Welt und musste daher noch drei Wochen auf der Neo bleiben, eine davon sogar auf Intensiv. Der Breast Crawl blieb mir also erstmal verwehrt, dafür durfte ich pumpen, pumpen, pumpen und meine Kleine mit meiner Muttermilch sondieren. Als wir dann zu Hause waren, entspannte sich die Situation. O wurde wacher und nahm die Brust auf einmal gerne an. Zuerst stillte ich und gab dann zusätzlich Muttermilch mit dem Fläschchen hinterher, aber bald konnte ich das Fläschchen komplett weglassen. Und so haben wir über vier Jahre gestillt. Auf dem Bild auf meiner Stillen-Seite könnt ihr mich und O in der Wilhelma stillend sehen. Sie war da etwa drei Jahre alt und ihr wurde es etwas zu viel im Zoo. Nach der kurzen Pause, die sie mit Stillen verbrachte, hatte sie sich erholt und wir konnten unseren Zoobesuch fortsetzen. Später stillten wir dann nur noch zum Einschlafen. So haben wir immer weniger gestillt und schließlich verkündete sie mir, dass sie keine Mamamilch mehr brauche.
Jetzt denken wir gerne an unsere Stillzeit zurück und sprechen auch gerne darüber. Manchmal wird sie etwas wehmütig, wenn sie von ihrer Mamamilch erzählt. Und auch mir geht es so. Aber es ist auch schön zu wissen, da sie sich wahrscheinlich an einen Teil ihrer Stillzeit mit mir erinnern kann.
Wie lange darf ich stillen?
Die Sache mit dem Langzeitstillen…
Diese Frage habe ich mir in der Stillbeziehung mit O nie gestellt. Ich habe in mich hinein gehorcht und auch gefühlt, was meine Tochter braucht und dementsprechend weitergestillt.
Ich bin meiner Intuition gefolgt und dabei kann ich dich auch unterstützen, wenn du magst.
Natürlich gab es Unverständnis und auch mal verwunderte Blicke. Langzeitstillen ist etwas, das noch etabliert werden muss und dabei helfe ich gerne mit, indem ich aufkläre.
Das natürliche Abstillalter laut WHO liegt übrigens zwischen 2 und 7 Jahren. Wobei in unserer Gesellschaft schon 2 Jahre als sehr lange Stillzeit angesehen werden.
Aber natürlich ist Langzeitstillen nicht für jeden etwas. Und das muss es auch nicht sein. Auch muttergeleitetes Abstillen ist vollkommen in Ordnung.